Wunderwaffe Resilienz
Was steckt eigentlich hinter der Wunderwaffe Resilienz, die in den letzten Jahren einen wahren Hype erlebt? Und wie kann man die eigene Resilienz trainieren, um Krisen erfolgreich zu meistern? Das alles erfährst du in diesem Artikel.
💗Was ist Resilienz?
Der Begriff Resilienz wird synonym mit der inneren psychischen Widerstandskraft genutzt. In unserem Leben gibt es auf der einen Seite Ressourcen - also all die Dinge, die uns Kraft geben. Dem gegenüber befinden sich die Risikofaktoren, also alle Belastungen, die uns wiederum die Kraft rauben. Für eine sehr gelungene Definition von Resilienz möchte ich gerne den berühmten Mainzer Resilienzforscher Prof. Dr. Kalisch zitieren:
„Resilienz ist die Aufrechterhaltung oder schnelle Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während oder nach Widrigkeiten“
Ursprünglich kommt die Resilienz aus der Physik und wird hier häufig anhand eines Schwamms erklärt. Resilienz meint die physikalische Fähigkeit des Schwammes, den wir zusammendrücken können, ohne dass er danach seine ursprüngliche Form verloren hat. Außerdem kann der Schwamm sich problemlos mit Flüssigkeit vollsaugen. Wenn diese dann wiederum ausgepresst wird, dann hat der Schwamm wieder seine ursprüngliche Form und sieht aus, als wäre nie etwas geschehen.
💡Warum ist Resilienz überhaupt wichtig?
Lange Zeit hat sich die Psychologie vorrangig defizitorientiert ausgerichtet. In einer schwarz-weißen Welt gab es immer die Unterscheidung zwischen Gesundheit und Krankheit / Störung und keine Störung. Man ging daher auch lange davon aus, dass eine Krise sich gleichermaßen auf alle Betroffenen auswirkt. Dem ist aber nicht so: Manche Menschen werden von einer Krise aus der Bahn geworfen. Manche Menschen überstehen Krisen unbeschadet und gehen sogar gestärkt aus Belastungssituationen hervor. Genau hier kommt die Resilienz ins Spiel, also unser psychisches Immunsystem.
Ganz egal welche Karten uns das Leben austeilt, die Resilienz entscheidet, wie wir diese Karten spielen. Eine typische Metapher für Resilienz ist ein Tischtennisball. Selbst wenn dieser gedrückt wird und eine Delle bekommt, so kann diese wieder ausgebeult und der Ursprungszustand hergestellt werden. Aus jeder Krise nehmen wir wiederum Bewältigungsmechanismen mit und unser persönlicher Werkzeugkoffer wird weiter aufgebaut. Für die nächsten Herausforderungen des Lebens werden wir dadurch umso gestärkter.
In einer Umfrage unter 2.063 Personen wurde gemessen, inwiefern sich Resilienz auf Stress, Burnout, Schlafprobleme, Depressionswahrscheinlichkeit, Arbeitszufriedenheit, Kündigungsabsicht, Fehlzeiten und Produktivität auswirkt. Hier hat Resilienz eine relevante Schutzfunktion im Arbeitsleben.
Der Tischtennisball verdeutlicht die Fähigkeit der Resilienz, nach Krisen wieder den Ursprungszustand einzunehmen.
💪Kann man Resilienz trainieren?
Hier ist die ganz deutliche Antwort: JA!
Genauso wie sich unsere Muskeln im Fitnesscenter trainieren lassen, so lässt sich unser mentales Immunsystem ebenfalls trainieren. Jeder Mensch hat schon ein gewisses Level an angeborener Resilienz, aber der Rest verändert sich mit der Zeit.
Und auch wenn die Welt um uns herum durch immer mehr Anforderungen, finanzielle Sorgen, Globalisierung, weltpolitische Dramen und Krisen wie die Corona-Pandemie einiges von uns fordert, so ist Resilienz zurecht so relevant. Hierbei ist es das Ziel, einen besseren Umgang mit Problemen, Krisen und Stress zu entwickeln.
Genauso wie wir unseren Körper und unsere Muskeln im Fitnesscenter trainieren können, so können wir auch unseren Resilienz-Muskel trainieren.
🏟️7 Säulen der Resilienz.
In der Resilienzforschung finden sich viele unterschiedliche Modelle an Schutzfaktoren, eins der bekanntesten sind die 7 Säulen der Resilienz:
1. Akzeptanz:
Bei der ersten Säule geht es um die Akzeptanz von Dingen, die wir nicht oder noch nicht ändern können. Über unsere Umgebungsbedingungen hinaus ist es für die Resilienz auch wichtig, dass wir uns selbst akzeptieren.
2. Bindung:
Bindung ist die zweite Säule und eine unserer menschlichen Grundbedürfnisse. Es geht darum, dass wir stabile Beziehung zu unserer Familie, unseren Freund:innen, unseren Kolleg:innen und zu uns selbst aufbauen und diese wertschätzen.
3. Lösungsorientierung:
In jeder Krise ist es relevant, in welche Richtung wir schauen. Um die Krise zu überstehen, sollte unser Blick zur Lösung orientiert sein und wir uns nicht im Problem verlieren ohne einen Ausweg zu sehen. Das meint die dritte Säule Lösungsorientierung.
4. Optimismus:
Bei Optimismus wird fälschlicherweise oft direkt an die rosarote Brille gedacht. Hier geht es aber nicht darum, dass wir die Gefahren oder die Krise ignorieren, sondern darum, dass wir eine gute Balance im Umgang damit finden. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass traurige Dinge in der Welt passieren, aber dann ist es umso wichtiger, was wir daraus machen.
5. Selbstwahrnehmung:
Bei der Selbstwahrnehmung aus der fünften Säule geht es darum, dass wir gut in uns und unseren Körper spüren, wie es uns in dem Moment geht. Vielleicht spürst du gewisse körperliche Reaktionen wie Bauchkribbeln, ein warmes Gefühl im Herzen oder aber Kopfschmerzen? Um uns selbst gut wahrzunehmen, können wir auch auf einer Skala von 1-100 einordnen, wie traurig/ gestresst/ freudig wir uns gerade fühlen.
6. Selbstreflektion:
Für die Selbstreflektion in Säule sechs gehen wir einen Schritt weiter und betrachten die Gesamtsituation aus der Vogelperspektive. Wir wollen also hinterfragen, welche typischen Muster wir in unserem Verhalten erkennen, was in uns Stress auslöst und was uns früher dabei geholfen hat, mit Veränderungen und Stress umzugehen.
7. Selbstwirksamkeit:
Für die 7. Säule wollen wir uns bewusst machen, dass unser Handeln Auswirkungen hat und uns selbstwirksam fühlen. Wir packen hierfür den Werkzeugkoffer für Krisen und erinnern uns an die Stärken, die uns schonmal geholfen haben und die wir in der Krisensituation einsetzen können.
✅Mein Fazit zu Resilienz.
Genauso wie wir unseren Körper trainieren und unsere körperliche Gesundheit pflegen, genauso wichtig es ist auch, dass wir unseren Resilienz-Muskel trainieren und unsere psychische Gesundheit würdigen. Eine unserer Grundfunktionen für Gesundheit ist tiefer und erholsamer Schlaf. Kennst du schon den Blogartikel zum Tiefschlaf?
💡Wenn du dich zu dem Thema weiter informieren möchtest, findest du hier einige Quellen:
Resilienz-Akademie (2023). 7 Säulen der Resilienz nach Ursula Nuber. Online verfügbar unter: Die sieben Säulen der Resilienz - Resilienz Akademie (resilienz-akademie.com)
Kalisch, R. et al. (2019). Deconstructing and Reconstructing Resilience: a Dynamic Network Approach. Persp Psych Sci, 14:765-7. doi: https://doi.org/10.1177/1745691619855
Shatté, A., Perlman, A., Smith, B. & Lynch, W. (2017). The Positive Effect of Resilience on Stress and Business Outcomes in Difficult Work Environments. J Occup Environ Med, 59(2): 135-140. doi: https://doi.org/10.1097%2FJOM.0000000000000914