Was macht uns glücklich?

©Frederik Rosar

Was steckt psychologisch hinter unserem Glück? Welche Dinge machen uns tatsächlich glücklich und was sind die Dinge, von denen wir nur fälschlicherweise denken, dass sie uns glücklich machen? Die Mythen und Wahrheiten dazu enthüllt dieser Blogartikel.

Mythen übers Glücklichsein.

Wir Menschen streben nach Glück und Zufriedenheit. Wenn man verschiedene Personen befragt, was sie denn tatsächlich für vollkommenes Wohlbefinden brauchen, werden häufig diese Faktoren für Glück genannt:

〰️ Erfolgreich im Job mit viel Geld

〰️ Teure Dinge wie schnelle Autos und schicke Klamotten

〰️ Ein perfekter Körper

〰️ Wahre Liebe

〰️ Erfolgreich im Job mit viel Geld 〰️ Teure Dinge wie schnelle Autos und schicke Klamotten 〰️ Ein perfekter Körper 〰️ Wahre Liebe

Doch was stimmt davon wirklich? Und was sagt die Wissenschaft dazu?

Leider sind alle zuvor genannten Punkte für Glück und Wohlbefinden Mythen. Schauen wir uns das genauer an:

Viel Geld? Der Wohlstand in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten verbessert, aber das subjektive Wohlbefinden ist nicht mit gestiegen. Mit Geld allein kann man also kein Glück kaufen. Stattdessen steigen laut dem Buch “Das Wie des Glücks” von Sonja Lyubomirsky (2007) unsere Gehaltsziele sogar mit steigendem Gehalt.

❌ Viel Geld.

Does money really make us happier? Maybe a little bit
— Dr. Laurie Santos - Yale University

Teure Dinge? Wie schön wäre es, wenn wir alle unsere materialistischen Wünsche erfüllen und uns alles kaufen können, was uns gefällt. Seien es schnelle Autos, schicke Kleidung oder glitzernden Schmuck. Doch in einer Studie von Nickerson et al. (2003) wurde festgestellt, dass Menschen mit materialistischen Einstellungen in ihrem Leben eine geringere Lebenszufriedenheit erreichen.

❌ Teure Dinge.

Perfekter Körper? Viele Menschen träumen von einem makellosen Körper, trainieren dafür im Gym, halten strenge Diäten oder sind sogar bereit, sich Schönheitsoperationen zu unterziehen. Doch eine Untersuchung zu den Effekten von Schönheitsoperationen von Soest et al. (2012) hat ergeben, dass Menschen nach Schönheitsoperationen sogar unglücklicher sind als zuvor.

❌Perfekter Körper.

Wahre Liebe? Viele Menschen träumen davon, endlichen die wahre Liebe zu finden. Doch in einer Studie von Lucas et al. (2003) wurde die Zufriedenheit von verheirateten Paaren gemessen. In den ersten 1-2 Jahren nach der Hochzeit waren die untersuchten Paare tatsächlich auf einem Hoch der Gefühle (“Honeymoon”), aber nach einigen Jahren gewöhnen sie sich an die Ehe an und ihr Glücksempfingen erreicht wieder die Ausgangslage von vor der Hochzeit.

❌Wahre Liebe.

Erfahrungsgemäß malen wir Menschen uns also häufig aus, wie glücklich unser Leben sein wird, wenn wir endlich das höhere Gehalt erhaben, endlich den besseren Job bekommen, endlich 10kg weniger wiegen, endlich unseren Traummann/ unsere Traumfrau gefunden haben, …

Hier kommt aber die hedonische Anpassung ins Spiel: Dies ist die Gewöhnung an einen positiven Reiz, sodass die positiven Auswirkungen abgeschwächt werden. Das neue Gehalt oder die neue Liebe wird also zur neuen Normalität und diese neuen, zu Beginn aufregenden Dinge machen uns dann langfristig eben nicht mehr glücklich.

😊Tatsächliche Glücksfaktoren.

Doch wenn es nicht die materiellen Dinge oder das viele Geld ist, was uns glücklich macht, was ist es dann stattdessen?

©Valiant Made

Ein wichtiger Glücksfaktor für uns Menschen sind vertraute soziale Beziehungen zu anderen Menschen, mit denen wir unsere schönen Erfahrungen teilen können.

  1. Erfahrungen statt Status

Mit Blick aufs Glück sind Erfahrungen viel glücksbringender als materieller Status. Da wir uns an unsere materiellen Käufe schnell gewöhnen, ist die Investition in vergängliche Erfahrungen lohnenswerter: beispielsweise eine besondere Reise oder eine spannende Aktivität. Diese Erfahrungen haben dann laut Kumar et al. (2014) auch eine länger andauernde Wirkung aus unser Glück.

In dem Buch “Über das Glück stolpern” von Gilbert (2007) schreibt der Autor passend:

“Wundervolle Dinge sind besonders wundervoll, wenn sie das erste Mal geschehen, aber ihre Wundervollheit lässt mit der Wiederholung nach.”

Noch besser wird das Erlebnis, wenn wir es mit anderen Menschen teilen können oder mit anderen darüber sprechen, wie gut sich eine Erfahrung anfühlt (Jose et al., 2012). Hier gibt es auch spannende Untersuchungen zur “Power of savoring”, also dem bewussten Innehalten und den Moment abspeichern. Das Nachdenken über die positiven Momente unseres Lebens macht uns also ebenfalls glücklicher.

2. Schlaf und Bewegung

Darüber hinaus hat auch unser nächtlicher Schlaf einen großen Einfluss auf unsere Stimmung und damit das Glück oder Unglück unseres Lebens. Die Empfehlung lautet, dass wir nachts mindestens 7 Stunden Schlaf bekommen, um unsere Akkus aufzuladen und mit ausreichend Energie für Job, Zeit mit Freunden und unseren Alltag gerüstet zu sein. Erholsamer Schlaf mit passender Schlafhygiene ist daher ein entscheidender Glücksfaktor.

Und Hand in Hand mit ausreichendem Schlaf ist auch die tägliche Bewegung ein wichtiger Punkt. Hier gelten die empfohlenen 10,000 Schritte am Tag, am besten an der frischen Luft. Es muss bei der Bewegung nicht gleich ein Marathon sein, sondern 30min entspannte Bewegung sind perfekt - ganz egal ob laufen, Fahrrad fahren oder Kraftsport.

👫Das Glück mit anderen teilen.

Wir Menschen sind soziale Wesen, das heißt, dass unsere sozialen Beziehungen für unser Wohlbefinden ganz wichtig sind. Hier zeigt sich in verschiedenen Untersuchungen, dass glückliche Menschen gerne Zeit mit anderen Menschen verbringen und auch mehr soziale Kontakt haben verglichen mit unglücklichen Menschen. Um unsere Glücks-Akkus aufzuladen, tun uns daher andere Menschen gut.

Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.
— Albert Schweitzer

✅Mein Fazit zum Glück und Wohlbefinden.

Wenn du dich tiefer in das Thema Glück und Wohlbefinden einlesen magst, empfehle ich dir diese Quellen:

  • Diener, E., & Biswas-Diener, R. (2008). Happiness: Unlocking the mysteries of psychological wealth. Blackwell Publishing. https://doi.org/10.1002/9781444305159

  • Gilbert, D. (2007). Über das Glück stolpern. New York; NY: Vintage Books.

  • Jose, P. E., Lim, B. T. & Bryant, F. B. (2012). Does savoring increase happiness? A daily diary study. The Journal of Positive Psychology, 7(3), 176–187

  • Kumar et al. (2014). Waiting for Merlot: Antizipatorischer Konsum von Erlebnis- und Materialkäufen. Psychological Science, 25(10),1924-1931.

  • Lucas, R. E., Clark, A. E., Georgellis, Y., & Diener, E. (2003). Reexamining adaptation and the set point model of happiness: Reactions to changes in marital status. Journal of Personality and Social Psychology, 84(3), 527–539. https://doi.org/10.1037/0022-3514.84.3.527

  • Lyubomirsky, S. (2007). Das Wie des Glücks: Ein neuer Ansatz, um das Leben zu bekommen, das Sie wollen. New York, NY: Penguin Books. Seite 44.

  • Nickerson et al. (2003). Zeroing on the Dark Side of the American Dream: A Closer Look at the Negative Consequences of the Goal for Financial Success. Psychologische Wissenschaft, 14, 531-536.

  • Seligman, M. E. P. (2011). Flourish: A visionary new understanding of happiness and well-being. Free Press.

  • Soest, T., Kvalem, I. L. & Wichstrøm, L. (2012). Prädiktoren für kosmetische Operationen und ihre Auswirkungen auf psychologische Faktoren und die psychische Gesundheit: eine bevölkerungsbasierte Folgestudie unter norwegischen Frauen. Psychologische Medizin, 42(3), 617-626.

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